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Halveraner Kirmes

 

Kirmes-Geschichte

In diesem Jahr (2014) findet zum 370. Mal die weit über Halvers Grenzen bekannte und beliebte Halveraner Straßenkirmes statt. Diese Angabe basiert auf einer alten Kirchenrechnung der ev.-luth. Gemeinde Halver aus dem Jahre 1644/45 – noch zur Zeit des 30jährigen Krieges. Darin heißt es zu einer Ausgabe: „Item auff die halversche Kirmeß oder Kirchweyhung ein Maß Wein ad 10 Schilling und dem Boten 4 Schilling.“

In der erwähnten Kirchenrechnung von 1644/45 ist dies auf Seite 14 vermerkt. Hier wird zum ersten Mal nachweislich der Begriff der „Kirmeß“ benutzt. Aus diesem Grund findet ab 1645, also seit 370 Jahren, die offizielle Zählung statt. Vermutlich hat es die Kirmes aber bereits viel früher gegeben. Doch damals war es im offiziellen Sprachgebrauch die „Kirchweyhung“, das Fest der Kirchweihe. Und so leitet sich der Begriff der Kirmes als Verkürzung von „Kirchweih-Messe“ (im Plural: „Kirmessen“) ab. Der Wein, der in der Rechnung aus 1644/45 erwähnt wird, wurde für das Abendmahl gebraucht.

Von der Kanzel forderte der Prediger früher die Schuldner der Kirchen- und Armenkasse auf am Kirmestag ihre Abgaben und Zinsen zu bezahlen. 1665 kam auch der Richter aus Breckerfeld, der auch für Halver zuständig war, zur Halveraner Kirmes um dort persönlich den Eingang dieser Zahlungen zu überwachen. Da es ein Dienstbesuch war bekam er hierfür als Lohn „5 doppelte Blamüser“ im damaligen Wert von 32,5 Schilling.

Wie Hermann Diebschlag in seinem Bericht auf der offiziellen Homepage der Stadt Halver schreibt muss die Kirmes von 1817 ein „voller Erfolg gewesen sein, jedenfalls was den Alkoholkonsum betrifft“. So soll „ein junger Mann, der im selben Jahr aus dem Bergischen nach Halver gezogen war“ über die Kirmes ein Gedicht an seinen Freund geschickt haben, in dem es hieß:

„Die Kirmes war neulich,
- berühmt hier im Land -,
wer Geld hatte, soff sich
um allen Verstand.“

Pfarrer Dr. Ewald Dresbach berichtet in seiner Chronik, dass es im 18. Jahrhundert auch eine Kirmes in Halver-Edelkirchen gegeben hat, die dort vielfach auch als „Markt“ (andere Bezeichnungen anderenorts für Kirmes sind auch: „Krammarkt“ und „Jahrmarkt“) bezeichnet wurde. Dies soll jedes Jahr am „Himmelfahrtstage“ stattgefunden haben. Urkundlich (Kirchenrechnung 1776, S. 78) belegt ist dazu beispielsweise ein Ereignis aus dem Jahr 1776. Damals ließ der Kirchmeister Paul Schmidt zu Hedfelde „auf Herrn Pastors Geheiß auf der Edelkircher Kirmeß einem armen Mann 15 Stüber“ aus der Armenkasse geben.

 

Der Zeitpunkt der Kirmes in Halver

Die Ausrichtung der Kirmes in Halver ist variabel. Das heißt, sie findet nicht jedes Jahr zum gleichen Datum statt, sondern richtet sich nach den christlichen Feiertagen. Pauschal sagt man, die Halveraner Kirmes ist „14 Tage nach Pfingsten“. Früher traf dies auch zu und die Kirmes begann exakt 14 Tage nach Pfingsten und wurde am Montag und Dienstag ausgerichtet.

Am 05. Mai des Jahres 1817 stellte Bürgermeister Schmidt beim Landesdirektor in Altena den Antrag die Halveraner Kirmes bereits am Sonntag beginnen zu lassen. Im benachbarten Bergischen lag der Kirmestermin schon auf einem Sonntag. Deshalb gingen viele Halveraner lieber zu den Jahrmärkten in Hückeswagen, Wipperfürth oder nach Radevormwald. Das dort ausgegebene Geld solle doch lieber in der eigenen Gemeinde bleiben. Doch der Antrag wurde abgelehnt und so blieben der Montag und der Dienstag im ganzen 19. Jahrhundert als Kirmestage fest bestehen.

Heute sagt man besser, die Halveraner Kirmes findet am zweiten Wochenende nach Pfingsten statt. Sie beginnt freitags und endet montags. Pfingsten ist wie das Osterfest variabel, da sich Pfingsten nach dem Osterfest richtet und am 50. Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, begangen wird. Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten ist Fronleichnam, ein Hochfest im Kirchenjahr der kath. Kirche. Es ist zugleich der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest bzw. der 60. Tag nach dem Ostersonntag. Auch Fronleichnam ist somit ein variabler Feiertag und in Halver der Vortag des ersten Kirmestages. Da Fronleichnam somit frühestens auf den 21. Mai und spätestens auf den 24. Juni fällt, ist der Kirmesbeginn in Halver frühestens am 22. Mai und spätestens am 25. Juni.

 

Die Kirmes heute

Die Halveraner Kirmes wird heute als Straßenkirmes bezeichnet, was nichts anderes bedeutet, als dass sie entlang der Straße (im Hauptsächlichen Frankfurter Straße und Bahnhofsstraße) stattfindet. Sie geht heute über rund 1.000 Meter (1 km) und umfasst auch das Bahnhofsgelände, den ZOB und den Jugendheimplatz. Die Anzahl der Aussteller wurde 2014 gegenüber den Vorjahren noch mal erweitert. Rund 120 Fahrgeschäfte und Buden kamen dafür nach Halver. Verantwortlicher Sachbearbeiter der letzten Jahre für die Kirmes an der Stadt Halver ist Lutz Eicker vom Ordnungsamt. Aus bis zu mehr als 500 Bewerbungen muss eine Auswahl der Aussteller getroffen werden.

Die Fahrgeschäfte öffnen in der Regel bereits am Freitag gegen 15.00 Uhr (samstags bis montags um 14.00 Uhr). Die offizielle Eröffnung durch den Bürgermeister ist jedoch erst am Freitag um 18.00 Uhr mit dem Fassanstich und einer kleinen Rede. Zum offiziellen Beginn dreht auch der Spielmannszug, das Fanfarencorps Landsknechte Halver, spielend seine Runde über das Kirmesgelände. Laut Vorgaben müssen die Fahrgeschäfte mindestens bis 23.00 Uhr in Betrieb sein – ab 22.00 Uhr in gedämpfter Lautstärke.

Die Fahrpreise der Karussells liegen heute bei bis zu 5,00 € und darüber. Angesichts der Kosten, die für so ein Fahrgeschäft hingeblättert werden müssen sind die Schausteller zudem noch auf einen guten Zulauf angewiesen. Kostet doch ein aufwändigeres Karussell 1 Millionen Euro oder mehr. Zudem verursacht der Betrieb pro Tag bis zu 100,00 € allein an Stromkosten. Auch wenn viel automatisiert ist, ohne Mitarbeiter geht es nicht und die wollen schließlich auch bezahlt werden.

Das Ende der Kirmes wird jeweils am Montagabend gegen 22.00 Uhr mit einem Feuerwerk eingeleitet…

Seit etwa 2016 werden vermehrt auch in Europa Terroranschläge mit LKWs begangen, die von den Terroristen in Menschenmengen gesteuert werden. Besonders die Anschläge von Nizza und Berlin sind uns allen noch in Erinnerung. Das brachte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen vor allem bei öffentlichen Großveranstaltungen mit sich. Große Betonklötze als LKW-Sperren kommen zum Einsatz. 2017 erstmals auch bei der Halveraner Kirmes an allen Zufahrten zum Kirmesgelände.

 

Die in Halver zum Einsatz gekommenen Betonschwellen waren im Hauptsächlichen 2,40 Meter lang, 50 Zentimeter hoch, 60 Zentimeter breit und zwei Tonnen schwer. Das Foto (© Axel Ertelt) zeigt die LKW-Sperre in der Frankfurter Straße bei der Einmündung der Thomasstraße.

 

Hier geht es zu den
Impressionen von der Kirmes 2014 in Halver
 

Quellen- und Literaturverzeichnis

Berndt, Sebastian: „100 Euro Stromkosten pro Tag“; Allgemeiner Anzeiger, 19.06.2014
Diebschlag, Hermann: „Kirmes in Halver, berühmt hier im Land...“; www.halver.de [25.05.2014]
Domke, Friederike: „120 Attraktionen“; Allgemeiner Anzeiger, 24.05.2014
Domke, Friederike: „Besucheransturm auf die Straßenkirmes“; www.come-on.de, 22.06.2014
Dresbach, Pfarrer Dr. Ewald: „Chronik und Urkundenbuch der Kirchengemeinde Halver“; Elberfeld 1898
Giehl, Fabian: „370. Halveraner Kirmes 2014“; (Reportage by kirmes-fabian.de) www.youtube.com, 24.06.2014
Hesse, Florian: „Kirmes Halver erstmalig mit LKW-Sperren“; Allgemeiner Anzeiger, 09.06.2017
Wikipedia: „Fronleichnam“; http://de.wikipedia.org/wiki/Fronleichnam, 13.03.2014
Wikipedia: „Pfingsten“; http://de.wikipedia.org/wiki/Pfingsten, 13.05.2014
 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 10.01.2018 17:50:46 Uhr.

  
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