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 Bergbau in und um Halver

Auch Bergbau wurde in Halver und der unmittelbaren Umgebung betrieben. Und dies nicht zu knapp. So könnte man Halver fast als das Ruhrgebiet des 18./19. Jahrhunderts bezeichnen. Auch ist der Bergbau in und um Halver maßgebend an der industriellen Entwicklung beteiligt gewesen. Dies sowohl bei der Verarbeitung der im Bergbau gewonnenen Erze als später auch in der beginnenden Eisenindustrie, die gerade in Halver die Anfänge der Industrie ausmachte.

Von 1618 bis 1648 tobte der Dreißigjährige Krieg. Der hatte offenbar zur Folge, dass alle Bergwerksaktivitäten in und um Halver vorerst eingestellt wurden. Jedenfalls berichtet Caspar Gruiter Hogreve aus Breckerfeld, der selbst eine Grube in Halver gemutet hatte, dass es um 1650 im Kirchspiel Halver keine Bergwerke mehr gab. Erst später wurde dann wieder darin gearbeitet.

 

Halver Hülloch

Im Bereich von Halver Hülloch bei Halver Löhbach wurde vermutlich der dortige Kalkstein abgebaut. Dabei wurde, wie heute angenommen wird, die Höhle Hülloch entdeckt. Jedenfalls ist die Senke, in der sich der heutige Höhleneingang befindet, künstlich angelegt. Zudem ist der Höhleneingang bergmännisch erweitert worden, was sich auf den gesamten vorderen Höhlenteil bezieht.

Wilhelm Turck zu Löhbach legte am 26.06.1865 eine Mutung aus Bleierz ein. Das Feld wurde ihm lt. GBA Lüdenscheid am 15.03.1866 verliehen. Doch Wilhelm Turck schürfte hier vergeblich nach Bleierz (Voye, Handelskammer Bd. II). Und so ging das Feld später in den Besitz von Professor Dr. Franz Winterfeld über, der hier jedoch keinen Abbau mehr vornahm.

 

Halver Clev und Oeckinghausen

Am 28. November 1499 erhielten die Brüder Engelbert und Wilhelm von Edelkirchen vom Herzog Johann II. von Kleve (auch „Kleef“) die Erlaubnis, wegen ihrer treuen Dienste, „auf Ihren Landgütern Clev und Oeckinghausen Eisenerz zu suchen, zu fördern und zu verarbeiten“. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist nach Schellewald der „schwarze Teich“, der an der Straße von Clev nach Oeckinghausen liegt. Er ist eine Folge des Eisenbergwerks, das vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert eine lohnende Ausbeute lieferte. Nach geologischen Karten handelt es sich an diesem Ort um ein Vorkommen in der Ablagerung des Tertiär, in der Quarz und Schwerspat mit Brauneisenstein auftritt. Das Eisenerz kam nur sporadisch vor und soll sich vorwiegend im Bereich des schwarzen Teichs konzentriert haben. Die Eisenhütte im direkt benachbarten Carthausen bezeichnete die Eisenerzlieferungen vom schwarzen Teich als „bedeutend“.

Die zweite Grube der Brüder Engelbert und Wilhelm von Edelkirchen, die in Oeckinghausen gelegen sein soll, konnte weder örtlich noch namentlich bisher identifiziert bzw. zugeordnet werden. Die Bezeichnung „Bergwerk am schwarzen Teich“, die bei Wikipedia benutzt wird, könnte sich auf die Grube bei Clev beziehen. Eventuell aber lagen beide Gruben doch so dicht beisammen, dass es sich hier um zwei und möglicherweise die beiden der Brüder von Edelkirchen gehandelt hat. Heute kann man keine Spuren des Bergbaus im Bereich von Oeckinghausen mehr finden. Die letzten Kuhlen und Spuren des frühen Bergbaus hier sind beim Bau des Gewerbegebiets Oeckinghausen verschüttet worden. Es heißt, dass bei Ausschachtungsarbeiten immer wieder geologische Aufschlüsse zugänglich wurden.

Unter dem Namen Hürxthal I gab es eine weitere Grube. Diese wird von Wikipedia in das Grubengebiet Oeckinghausen gelegt. Wer dies zuerst vermutete bleibt unbekannt. Dem Namen nach müsste man diese Grube eigentlich eher im Hürxtal (Halver Hürxtal) vermuten. Allerdings liegt Hürxtal nur unwesentlich westlich von Oeckinghausen. Ob es auch eine Grube Hürxthal II (oder noch weitere) gab ist bisher nicht gesichert bekannt. Die Grube Hürxthal I war für den Abbau von Brauneisenstein mit einem Gehalt von 22,7 % verliehen worden. Gemutet worden war sie (wie Halver II) von Louise Harkorten. Hier hatte man allerdings erst im 2. Anlauf Erfolg.

 

Halver Leifersberg

Im Jahre 1578 bittet ein Oßwald Langhe von Sneburck „um Verleihung im Gericht Halver ‚im Mießen‘ alaunhaltige Erze zu gewinnen“. Man ersieht aus den wenigen Unterlagen hierzu weiter, dass sich „der Herzog erst beraten möchte“. Inzwischen hatte auch die Gewerkschaft des Bergwerkes in Schwelm davon gehört und Einspruch dagegen eingelegt, zumal Oßwald Langhe bereits mit den Arbeiten begonnen habe.

Ebenfalls im Jahre 1578 mutete auch der Kölner Philips von Furth auf dem „Kleywerbergh bey Halveren“ ein Eisenbergwerk. Philips von Furth und Oßwald Langhe sind Partner. In der Folge wird deutlich, dass es bei beiden Mutungen um ein und dasselbe Bergwerk geht, denn der Herzog zu Kleve schreibt an den Amtmann zu Wetter, dass „die Gewerken des Rodenfeltschen Bergwerkes Einspruch erhoben haben“. Im Umkreise von sechs Meilen dürfe kein anderes Bergwerk auf Alaun und Eisenerze verliehen werden. Es wird auch ganz konkret benannt, dass es sich um das Bergwerk „up dem Kleywerbergh by Halver“ handelt. Der Heimatforscher Dietrich Pälmer lokalisierte dieses Bergwerk dann eindeutig am Leifersberg, wo zu seiner Zeit noch die entsprechenden Schürfstellen zu sehen waren.

Der Leifersberg besteht heute hauptsächlich aus Wald und Grünland. Die Ränder fallen relativ steil ab. Er befindet sich unmittelbar beim Industrie- bzw. Gewerbegebiet Langenscheid (Oststraße) und wird heute vom Märkischen Kreis und der Stadt Halver als weiteres mögliches Gewerbegebiet angesehen. Die Untere Naturschutzbehörde hat allerdings starke Bedenken dagegen. Der Leifersberg als neues Industriegebiet ergäbe dann eine Industrieachse Susannenhöhe-Oeckinghausen-Leifersberg-Langenscheid, die dann allenfalls noch durch wenige Hundert Meter Grünland zwischen Oeckinghausen und Leifersberg durchbrochen würde. Insoweit könnte man den Leifersberg dann auch fast noch zum Grubengebiet Oeckinghausen zurechnen.

 

Halver Schmidthausen

Ein Caspar Gruiter Hogreve zu Breckerfeld hat im Jahr 1648 beim Bergmeister Diest eine Mutung für eine Fundgrube mit Eisenstein und Stollen nahe der Landstraße nach Schmidthausen im Kirchspiel Halver beantragt. Zuvor hatte er wohl schon einmal einen Anfang gemacht diese Grube auszuschöpfen, dies aber wegen Kriegsgefahr einstellen müssen. Damals tobte bekanntlich der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648).

Schmidthausen (auch Oberschmidthausen) liegt 380 Meter über NN im südlichen Teil des Halveraner Gebiets an der Grenze nach Kierspe. Erstmals wurde es 1277 urkundlich erwähnt. Man vermutet die Entstehung des Ortes jedoch schon in der Zeit zwischen 630 und 700. Das war die Zeit der zweiten sächsischen Landnahme. In der „Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg“ wurde Schmidthausen als „Hof“ kategorisiert.

In einem Waldstück, das südlich hinter dem Hof Schmidthausen liegt, fanden sich vor noch nicht allzu langer Zeit noch einige Gräben, die auf einen großen Steinbruch zulaufen. Die Gräben wurden im Laufe der Zeit immer mehr verfüllt und dürften langsam verschwunden sein.

 

Halver Hakenberg und Grenzgebiet Halver/Radevormwald

Vor allem im Bereich zwischen Halver und Radevormwald bei Schwenke wurde früher viel Bergbau betrieben. Einige Schächte sind noch heute ansatzweise erkennbar und ursprünglich war das Gebiet teilweise „durchlöchert wie ein Schweizer Käse“. Die bekanntesten Bergwerke waren dort Annaglück und Idaglück bei Hakenberg, in denen noch bis 1937 Eisenerz abgebaut wurde.

Idaglück wurde am 27. Oktober 1901 und Annaglück am 17. November 1901 von dem aus Mülheim (Köln) stammenden und später in Bonn lebenden Gymnasiallehrer und Geologen Professor Dr. Franz Winterfeld gemutet. Beide Zechen wurden ihm dann am 26. März 1902 verliehen. Zwei Jahre später, am 17. September 1904, wurde der Betrieb dann durch den Hörder Hütten- und Bergwerksverein mit vier Mann Belegschaft aufgenommen. Am 1. Oktober 1904 wurde die Belegschaft bereits auf zehn Mann aufgestockt. Schon Ende April 1905 stellte der Hörder Hütten- und Bergwerksverein die Arbeiten wieder ein.

Professor Winterfeld plante die Arbeiten im Folgejahr, 1906, mit sechs Mann wieder aufzunehmen. Wegen Streitigkeiten mit dem Grundstückseigentümer Pulvermacher konnten die Arbeiten jedoch erst am 20. Oktober 1908 begonnen werden. Jetzt wurde auch an unterschiedlichen Stellen im Gebiet geschürft. Die Arbeiten kamen jedoch schon bald wieder zum Erliegen. Ab dem Jahr 1912 wurden wieder Arbeiten ausgeführt, die allerdings wegen Fachkräftemangel schon am 7. Juni 1913 wieder einmal eingestellt wurden. Am 14. Mai 1914 setzte Professor Winterfeld einen neuen Stollen im Feld Idaglück an. Das Gangvorkommen konnte mit vier Stollen und fünf Schächten nachgewiesen werden. Im Jahr 1918 verpachtet Professor Winterfeld die Grubenfelder an die Gewerkschaft Rudolph aus Remscheid. Es sollten 1919 schwere Maschinenteile angeliefert werden. Doch der Bauer Pulvermacher verweigert den Fahrzeugen die Durchfahrt. Bald darauf wurden die Arbeiten eingestellt. 1935 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Am 21. Juli 1937 verstarb Professor Winterfeld, woraufhin am 6. September 1937 endgültig alle Arbeiten hier eingestellt wurden.

Bereits in den ersten fünf Jahren der Arbeiten in Annaglück und Idaglück fand man auch einen alten Stollenbau. Dieser stammte vermutlich sogar bereits aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Damals waren im Sauerland viele verschiedene neue Stollenbauten angelegt worden.

Oliver Glasmacher schreibt, dass Professor Winterfeld 1907 das Bergwerk Albertine II erworben hat. Dies sei nicht weit entfernt gewesen von Annaglück und Idaglück. Jedenfalls geht dies aus seiner Formulierung des Textes hervor. Es war 1873 an Friedrich Homey verliehen worden, der es 1907 aufgelassen hat. Im Jahr 1919 wurde es wieder in Betrieb genommen. Nach Wikipedia geht der Ursprung von Albertine II bereits auf das Jahr 1837 zurück. Glasmacher verweist noch darauf, dass die Gruben Annaglück, Idaglück und Albertine nach einer Vermutung von Slotta (verm. Dr. Rainer Slotta) aus dem Jahr 1977 auf einem Gangzug bauten.

Die Stollen von Annaglück und Idaglück boten 1945, zum Ende des Weltkrieges, unter anderem der Familie Schickhaus für eine Nacht Unterschlupf, nachdem sie von den Amerikanern aus ihrem Haus vertrieben worden waren, die sich dort eingenistet hatten. Ingelene Rottschy, Tochter des damaligen Volksschullehrers von Schwenke berichtete später, dass es in den niedrigen Stollen kalt gewesen sei und Wasser über den Boden geflossen ist. Die Männer fanden ein paar Baumstämme, die sie auf dem Boden platzierten, worauf sie sich dann alle setzen und mit Wolldecken zudecken konnten.

Bis vor einigen Jahren war noch einer der Stollen relativ leicht zu finden und nur durch ein Gitter gesichert. Inzwischen ist der Stolleneingang aber zubetoniert. Ansonsten sind alte Relikte aus der Bergbauzeit, wie bei den anderen Bergwerksstollen rund um Halver für Laien kaum noch erkennbar.

Ruthild Eicker-Grothe aus Halver, bekannt als Autorin und Komponistin christlicher Lieder, hat auch ein Kinderbuch geschrieben, das in ihrer Heimat, Halver-Schwenke, spielt. Kinder aus Schwenke („Tina und die Beverbande“) erleben darin ein spannendes Abenteuer in und um das alte Bergwerk mit den Zechen Annaglück und Idaglück bei Schwenke. So lautet der Titel dann auch „Das Geheimnis der alten Zeche“. Kurzbeschreibung des Inhalts: „Welches Geheimnis birgt die alte Zeche im Wald? Als Tinas Pferd Benni in einen verborgenen Schacht einbricht, entdecken Anna, Sarah, Gesa und Tina ein altes stillgelegtes Bergwerk. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Woher kommen die frischen Reifenspuren und ein nagelneues Schloss am Eingang? Als die Kinder von der Beverbande das herausfinden wollen, werden sie in ein spannendes Abenteuer verwickelt. Die Beverbande, das sind die Mädchen vom Sattelclub, die am liebsten auf dem Heuboden des Pferdestalles coole Pläne schmieden und ihre Brüder, die Budenbauer. Deren Spezialität ist es, an ihrem Baumhaus zu bauen und nebenbei die Sattelclub-Mädchen zu ärgern. Aber wenn’s gefährlich wird, halten alle zusammen wie Pech und Schwefel.“ Das Buch gibt es leider nur als E-Book über Kindle bei Amazon.de.

 

Halver Volme im Grenzgebiet Halver/Kierspe

Das Volmetal, das auch Halver im Bereich Halver-Oberbrügge durchzieht, ist an manchen Stellen ebenfalls ein bedeutendes Bergbaugebiet für Eisenerz gewesen. Ja, mehr noch, hier wurde die Eisenverarbeitung vom Erz zum Roheisen sogar in bedeutendem Maße vor Ort selbst durchgeführt. Der Grenzbereich zum Nachbarort Kierspe ist dabei etwas fließend und die Gegend wurde teilweise früher auch unter der Bezeichnung Volme (Halver-Volme) geführt. Hier stand früher auf dem Lindenhügel ein Meyerhof, der Rhaderhof genannt wurde, von dem heute aber nichts mehr weiter bekannt ist. Nun heißt der unmittelbar an Halver-Oberbrügge anschließende Kiersper Bereich Rhadermühle und dort steht heute auch das Wasserschloss Haus Rhade.

Es gab viele Stellen im näheren Umfeld um Haus Rhade, die dem Eisenerzabbau im Tagebau gedient haben dürften. Explizit für frühere „Bergwerke“ heute noch bekannt sind vor allem der Gockelsberg und die Schlenker Höhe. Doch es gab viele Erzlagerstätten im Raum Kierspe und Meinerzhagen. Das ist auch aus der Wikipedia „Liste von Bergwerken im Sauerland“ ersichtlich. Allerdings sind im oberen Volmetal nur wenige Erzlagerstätten entwickelt, die in den früheren Jahrhunderten überwiegend bescheidene Erzmengen lieferten. Einige davon gehören zu den geologisch gesehen ältesten Eisenerzvorkommen im Rheinischen Schiefergebirge. Andere dieser Vorkommen wiederum sind aus der jüngeren Erdgeschichte. Vergleicht man die vorhandenen Erzvorkommen mit den Eisenhütten, die es hier im Volmetal einst gab, dann fällt die recht hohe Zahl dieser Hütten im Vergleich zu den Erzvorkommen besonders stark auf. Gerade im Gebiet von Kierspe sowie dem angrenzenden Meinerzhagen gibt es von beiden besonders viele Spuren zu finden.

Das alte Bergwerk am Gockelsberg liegt etwa 300 Meter von Haus Rhade entfernt und ist fußläufig, fast ebenerdig, innerhalb von maximal fünf Minuten erreichbar. Im Jahre 1603 war hier das ursprünglich ältere Bergwerk wieder in Betrieb genommen worden. Eisenstein, Potterz und andere Metalle sollten hier gefördert werden. Die Verleihung bezog sich auf eine Fundgrube mit 1., 2. und 3. Maß und Ober- und Unterstollen. Bei dem Potterz handelte es sich um Bleierz, welches auch heute in Spuren auf den Halden noch zu finden ist. Das Gelände am Gockelsberg wurde später als Steinbruch genutzt und somit größtenteils zerstört. Heute sind allerdings nur noch am Rande einige Pingen vorhanden, da das Gelände zuletzt als Müllkippe diente.

Auch vom ehemaligen Bergbau auf den Schichtgrenzen der Ebbe-Nordrand-Verwerfung haben sich noch ein paar Reste erhalten. So beispielsweise vom alten Bergwerk auf der Schlenker Höhe bei Bollwerk (ca. 1,5 km von Haus Rade entfernt). Einige Pingen und Schürfe, von denen welche nur wenige Meter neben dem Weg liegen, sind bis heute erhalten. Als letzte wurden hier die Grubenfelder Alex VIAlex VIIBollwerk und Bollwerk I an Heinrich Schmöle aus Langendreer verliehen. Die beiden erstgenannten auf Eisenerz und die beiden letztgenannten auf Schwefelkies und Kupfererz. Vor Ort fanden sich nur noch Reste des Brauneisensteins, teilweise auch als schwarzer Glaskopf ausgebildet. Nach den Aufschlussarbeiten fand dann jedoch kein weitergehender Betrieb statt. Die Grubenfelder wechselten danach den Besitzer und waren teilweise im Besitz der Gewerkschaft Wilhelmszeche II aus Westerburg.

Haus Rhade wurde weit über die Grenzen des heimischen Raumes bekannt, als der Nachweis einer engen Verbindung des Adelsgutes und der Eisenerzeugung erbracht wurde. So gelang der archäologische Nachweis, dass in der Nähe des Herrenhauses, am Kierspe-Bach, eine wasserbetriebene Eisenhütte war, die in der Zeit von 1250 bis 1450 in Betrieb war. Sie kann als Vorläufer des modernen Hochofens angesehen werden. Das Bergbaugebiet, aus dem das Eisenerz stammte, war in unmittelbarer Umgebung. Leider ist heute von alledem so gut wie nichts mehr zu sehen. Doch bei den Ausgrabungen kamen interessante Details zu Tage.

Ausgegraben wurde hier von Manfred Sönnecken im Jahre 1967 der europaweit erste Floßofen. Darunter versteht man einen Schmelzofen, bei dem das Eisen neben der Schlacke in flüssiger Form als Roheisen gewonnen wird. Vor den Floßöfen gab es nur die Rennöfen, bei denen das Roheisen nicht in flüssiger, sondern nur in teigiger Form gewonnen wurde und direkt schmiedbar war.

Der bei Haus Rhade ausgegrabene Floßofen muss eine Höhe von mindestens drei bis vier Metern gehabt haben und war damit rund zehn bis zwölf Mal so hoch wie ein Rennofen. Vermauert war er mit Bruchsteinen. Der Kierspe-Bach (nicht zu verwechseln mit dem Kerspe-Bach, der später zur Kerspe-Talsperre aufgestaut wird), an dem er stand, diente zum Betrieb eines mechanischen Gebläses. Dies allein war in der Lage diesen großen Ofen mit dem benötigten Sauerstoff zu versorgen und ihn auf rund 1.500 Grad aufzuheizen. Da das so erzeugte Roheisen nicht schmiedbar war, musste es erst einem weiteren Schmelzgang ausgesetzt werden, wobei es mittels oxydierenden Feuers wieder verflüssigt wurde. Diesen Vorgang nennt man „Frischen“, wobei das Eisen weitgehend vom Kohlenstoff befreit wird.

Der Floßofen von Haus Rhade entwickelte sich vermutlich aus dem Rennofen, nachdem man damals entdeckt hatte, dass sich das Erz der unmittelbaren Umgebung leichter verflüssigen ließ als anderes Erz. Dies lag, wie erst bei den Ausgrabungen von 1967 durch Dr. Ing. Bernhard Osann, dem Sohn des berühmten Clausthaler Professors für Eisenhüttenkunde und Gießereiwesen, nachgewiesen wurde an seinem reichlichen Gehalt von Mangan. Der Floßofen hatte gegenüber dem Rennofen den Vorteil, dass in ihm eine bedeutend größere Menge verarbeitet werden konnte. Zudem war in ihm auch der Einsatz von Erz möglich, das wegen seines geringen Eisenanteils in einem Rennofen nicht zu verarbeiten war. Dort musste der Eisenanteil bei mindestens 60 % liegen. Dies allein ermöglichte so eine ökonomische Gewinnung von Eisen und Stahl und leitete im späten Mittelalter einen Wachstumsschub ungeahnten Ausmaßes ein.

Der Floßofen von Haus Rhade wurde so in ganz Europa ein Synonym für die moderne Eisentechnologie. Das Miteinander von archäologischer Grabung und chemischer Analyse hat dies ermöglicht. Weitere in der näheren Umgebung ausgegrabene Floßöfen zeigen, dass sich an den Flüssen Volme, Kerspe, Wipper und Agger bis ins 17. Jahrhundert eine Gewerbelandschaft entwickelt hatte, die man durchaus mit der späteren Entwicklung des Ruhrgebietes vergleichen kann.

 

Schalksmühle Herbecke im Grenzgebiet Schalksmühle/Halver

Wenn man den Straßenverlauf von Oeckinghausen nach Schalksmühle folgt, dann befindet sich linker Hand der Straße, vor dem Ortsteil Herbecke, und kurz hinter der Gemeindegrenze, die ehemalige Grube Gustavos. Von dieser zeugen heute noch ein Stolleneingang, eine Mulde und einige Halden. Diese Grube diente dem Kupferabbau. Das Kupfervorkommen war zufällig von Gustav Göbel entdeckt worden. Nach dem Mutungsbericht der Mutung vom 30. Juni 1862 besagt, dass dieses Kupfererzlager direkt zu Tage austritt und der Malachit deutlich zu sehen sei. Es wurde ein 5 Lachter (alte Bergbaumaßeinheit) langer Stollen in den vorhandenen Grauwacken-Schiefer getrieben. Gefunden wurde ein 19 Zoll starker Quarz mit Funken und größeren Partien von Kupferkies. Der Malachit war nicht nur in den Klüften zu finden, sondern auch in den Quarzmassen und Hohlräumen. Sogar in der Grauwacke war noch Kupferkies zu finden. Nach dem Tode des Grubeninhabers wurden dessen fünf Kinder als Inhaber der Grube eingesetzt. Mit seinem Schreiben vom 8. Juli 1918 begehrte Leutnant von Maenen das alleinige Erbe. Mit einem weiteren Schreiben vom 18. August 1934 nimmt von Maenen, der nun Postoberinspektor a.D. aus Köln-Nippes ist, wiederum seine alten Rechte wahr (GBA Lüdenscheid).

 

Wipperfürth Kupferberg im Grenzgebiet Wipperfürth/Halver

Professor Dr. Franz Winterfeld († 21.07.1937) aus Mülheim/Rhein, der die Gruben Idaglück und Annaglück im Oktober/November 1901 mutete und zudem Hülloch und Albertine II besaß, bekam auch die Bergwerke Kupferglanz IKupferglanz II und Kupferglanz III bei Klüppelberg im Wipperfürther Grenzbereich zu Halver verliehen (in der Originalquelle steht: „Klüppelberg-Halver“).

Da es heute die Ortsbezeichnung Klüppelberg so nicht mehr gibt, müssen wir etwas weiter ausholen und dabei versuchen zu rekonstruieren, wo die Bergwerke von Professor Dr. Franz Winterfeld gewesen sein könnten. Um 1808 wurde die Gebietsstruktur Klüppelberg unter der Verwaltung der französischen Besatzung unter Napoleon als ein Teil des Kantons Wipperfürth geschaffen. Die politische Einheit Klüppelberg wurde nach der gleichnamigen bis zu 395 Meter hohen Erhebung zwischen Dohrgaul und Ohl benannt. Dies liegt am Rande Wipperfürths Richtung Kierspe-Rönsahl und Marienheide. Von 1816 bis 1932 gehörte Klüppelberg zum Kreis Wipperfürth und danach bis zur Auflösung am 31. Dezember 1974 zum Rheinisch-Bergischen Kreis. In dem wahrscheinlichen Gebiet um das es hier geht liegt Kreuzberg als größter Ortsteil von Wipperfürth außerhalb des Stadtzentrums. Zu Kreuzberg gehört die Ortschaft Kupferberg. Dieser Name stammt von dem dort über lange Zeit nachgewiesenen Kupferabbau. Bekannt ist heute die Grube Danielszug, in der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges noch geschürft wurde.

Im Jahr 1443 wird Kupferberg in „Einkünfte und Rechte des Kölner Apostelstiftes“ zum ersten Mal als „Kopperberge“ genannt. Es gilt jedoch als gesichert, dass schon viel früher hier Kupfer im Tagebau gefördert wurde. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es eine größere Zahl kleinerer Gruben, die sich überwiegend im Besitz Hückeswagener Kaufleute befanden. Man könnte nun den Rückschluss ziehen, dass die Gruben von Professor Winterfeld zu den vielen kleineren Gruben gehörten. Doch dies sind vorerst nur wage Vermutungen.

Eine der dort vorhandenen Gruben bekam den Namen Danielszug und wurde schon 1774 gemutet. Sie war besonders ergiebig. Um das Jahr 1792 wurde durch die Betreiber des Bergwerks, die Danielszügler Gesellschaft, auch eine Wasserkunst zum Abpumpen des Grubenwassers errichtet. Über ein steinernes Viadukt wurde Wasser aus zwei Bächen zur Grube geleitet, welches ein Wasserrad antrieb um mit dieser Energie das Wasser aus den Schächten abzupumpen. Dadurch konnte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts erst so richtig in die Tiefe gehen. Innerhalb von gut 100 Jahren wurden Stollen auf sieben unterschiedlichen Sohlenniveaus in bis zu 280 Metern Tiefe angelegt. 1837 wurden mehrere Gänge zusammengefasst und so die Grube Danielszug optimiert. Schließlich gab es einen Stillstand in dieser Grube, der Jahrzehnte angedauert haben soll.

Erst im Jahre 1899 wurde Danielszug unter einem neuen Besitzer zu einem für damalige Begriffe modernen Bergwerk ausgebaut. Eine Dampfmaschine ersetzte nun die alte Wasserkunst und die Pferde, die bis dahin über einen mechanischen Göpel die Förderkörbe bewegt hatten. Über dem Schacht wurde ein Betriebsgebäude errichtet und eine mit der Dampfmaschine verbundene Lichtmaschine erzeugte Strom. Steinbrecher, Walzwerk, Kugel- und Pendelmühlen zerkleinerten das geförderte Erz und Frauen suchten in Handarbeit die Steine heraus, die kein Erz enthielten. Durch diese Aufbereitung konnte der Kupfergehalt von 2 – 3 % auf 20 % angehoben werden. Zur weiteren Verarbeitung wurde das Erz dann ins Siegerland gebracht. Damit wurde die Grube Danielszug zu dem bedeutendsten Kupferbergwerk des Bergischen Landes.

Als 1910 die Bahnstrecke von Halver-Anschlag nach Wipperfürth eröffnet wurde, hatte auch Kupferberg einen eigenen Bahnhof erhalten und das Bergwerk Danielszug einen eigenen Gleisanschluss bekommen. Von da an konnten alle benötigten Maschinen, die Kohle, das Grubenholz und vor allem auch das Erz mit der Bahn transportiert werden, was bis dato mit Pferdefuhrwerken erledigt werden musste. Das war eine enorme Erleichterung in jeder Hinsicht. Trotz aller modernen Neuerungen wurde Danielszug um 1921/22 wieder einmal stillgelegt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch große Teile der überirdischen Anlagen kurzerhand demontiert.

Im Jahre 1938 begann das letzte Kapitel in der Geschichte des Bergwerks Danielszug. Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter wurden bei einer Neueröffnung eingesetzt. Sie trieben die Schächte und Stollen weiter – bis in eine Tiefe von 380 Metern. Im Jahr 1944 schufteten 375 Arbeiter in dem Bergwerk. Sie förderten 2.500 Tonnen Erz zu tage. Bei einem Gehalt von 2 % Kupfer waren dies gerade einmal 50 Tonnen Kupfer. Fliegerangriffe im Frühjahr 1945 läuteten das Endgültige Ende des Kupferbergbaus in Kupferberg ein. Durch Bomben wurde die Stromversorgung des Bergwerks lahmgelegt. Weil dadurch kein Wasser mehr abgepumpt werden konnte, liefen die Stollen und Schächte voll Wasser. Nach dem Krieg, bis Anfang der 1950er Jahre, wurden die Anlagen abgebaut.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Bergwerksgelände Kupferberg ein sogenannter Grubenwanderweg, der von der NRW-Stiftung eingerichtet wurde. Auf sieben großen Informationstafeln wird man über die räumlichen und zeitlichen Dimensionen des hiesigen Bergbaus unterrichtet. Sehen kann man heute noch das Mundloch eines Stollens, einige ehemalige Tagebaugruben und Abraumhalden. Und noch heute kann man auf dem Gelände und den Abraumhalden Steine mit Kupferkieseinlagerungen finden. Außerdem gibt es noch einen Entwässerungsschacht, der dem benachbarten Ort Kreuzberg etliche hundert Meter Kanalisation ersparte. So kann man nun durch einen Serviceschacht auf die in der Tiefe rauschenden Abwässer der Kreuzberger schauen…

 

Nicht sicher feststellbare Standorte (nur geringe Hinweise)

In einigen Quellen ist auch eine Grube Ossendorf erwähnt, die nach Wikipedia bereits im Jahr 1499 eröffnet wurde. Glasmacher schreibt direkt unter dem Gruben-Namen „Merkur 1881 verliehen“. Was dies aussagen soll ist jedoch unbekannt. Eine Grube namens „Merkur“ taucht im Umfeld von Halver meines Wissens allerdings nicht auf. Des Weiteren wird im Bereich von Halver noch eine Grube Johannes Nähe erwähnt. Einige Historiker meinen es habe sich um verschiedene Namen für eine einzige Grube gehandelt. Glasmacher schreibt zudem dazu, dass das Feld 1856 verliehen wurde. Aufgeschlossen wurde ein Toneisensteinflöz mit einem Eisengehalt von 35 % und 25,4 %.

Im Jahr 1857 wurde von Frau Louise Harkorten, die auch die Grube Hürxthal I gemutet hatte, zusammen mit dem Steiger Schmitt, eine Grube mit Namen Halver II gemutet. Auch diese Mutung nahm Bezug auf eine ältere gelöschte Mutung. Das Bergwerk barg ein Toneisensteinvorkommen. Es wurde verliehen, wechselte aber mit dem anderen Grubenbesitz der Harkorten mehrmals den Besitzer. Zu einem Abbau soll es nicht gekommen sein.

Um das Jahr 1858 wurde eine Grube mit Namen Marianne gemutet. Die Verleihung erfolgte 1858. Bei der Mutung wurde Bezug genommen auf die gelöschte Mutung für die Grube Halver I. Ob es sich bei den beiden Gruben um ein-und-dieselbe Grube handelte bleibt unklar. In der Grube soll ein Erzvorkommen aus Rot-, Braun- und Toneisenstein gewesen sein.

1935 verweigert das Amtsgericht Lüdenscheid die Überschreibung der Bergwerke Halver II, Hürxthal I und Rothhausen I an die Ver. Stahlwerke AG mit der Begründung, dass das alte Recht fortbestehe. Hier wird das Bergwerk Rothhausen I erwähnt. Die Vermutung könnte dahin gehen, dass es sich auf dem Gebiet von Rotthausen befunden hat. Rotthausen ist ein Ortsteil von Schalksmühle und liegt direkt im Grenzbereich zu Halver.

 

Quellen- und Literaturverzeichnis

Berg, Siegfried: „Heimischer Bergbau in und um Hückeswagen“ (Gruben, Stollen, Schächte, Steinbrüche, Lehmabbau); PDF-Datei in 2 Teilen, Teil 1: www.hueckeswagen.de, Teil 2: www.hueckeswagen.de, VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch, 2008
Bertram, Fritz: „Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Lüdenscheid“; (u.a. S. 212: „Bleierz- und Kalksteingrube Hülloch“) 1954
Dösseler, Emil: „Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen“; Bd. I (S. 78: „Eisenbergwerk im Kirchspiel Halver“), Selbstverlag 1954

Eicker-Grothe, Ruthild: „Tina und die Beverbande – Das Geheimnis der alten Zeche“; E-Book, edition.MEDIA-pro.xyz, Halver 2020.

Geyer, Dominik & Heinz, Verena: „Gewerbe- und Industrieflächen im Märkischen Kreis (Steckbriefe Suchräume und Weißflächen)“; Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH,  www.gws-mk.de, Köln, November 2017
Glasmacher, Oliver: „Alter Erz-Bergbau um Halver: Annaglück und Idaglück“www.alterbergbau.de, 16.03.2015
Glasmacher, Oliver: „50 Jahre montangeschichtliche Forschung im oberen Volmetal“www.alterbergbau.de, 17.04.2017
Gohlicke, Bernd: „Bodendenkmäler in Schalksmühle“; in: Schalksmühle (Beiträge zur Heimat- und Landeskunde), Heimatbund Märkischer Kreis e.V., September 1996, S. 26 ff.
Haller, Volker & Knau, Hans Ludwig: „50 Jahre montangeschichtliche Forschung im oberen Volmetal“; Einladung zur Tagung am 8. April 2017, Naturwissenschaftliche Vereinigung Lüdenscheid e.V.,  www.nwv-luedenscheid.de, [18.09.2018]
Hassel, Horst: „Lexikon für die Stadt Plattenberg“http://plettenberg-lexikon.de, [12.09.2018]
Krumm, Thomas: „Auf den Spuren der Hochöfen“; Allgemeiner Anzeiger, 06.04.2017
Krumm, Thomas: „Stollen in 280 Metern Tiefe“; Allgemeiner Anzeiger, 22.06.2017
Meyrich, Axel: „Lost Places und ein Hauch von Kaltem Krieg“; Allgemeiner Anzeiger, 20.03.2021
Meyrich, Axel: „Corona-Runde: Ehemaliges Munitionsdepot in Schwenke“www.come-on.de, 02.04.2021
Pfannschmidt, Yvonne: „Grenzüberschreitende Aktivitäten verbinden“; in: Hallo Halver, in: Hallo Volmetal, 30.11.2017
Pfannschmidt, Yvonne: „Erinnerungen an Zeche Anna-Ida-Glück geweckt“; Allgemeiner Anzeiger, 25.03.2021
Wand, Georg: „Die Entstehung des Namens ‚Clever‘“www.wandnet.de, [13.09.2018]
Wikipedia: „Hakenberg (Halver)“de.wikipedia.org, 13.04.2018
Wikipedia: „Klüppelberg“de.wikipedia.org, 05.03.2018
Wikipedia: „Kreuzberg (Wipperfürth)“de.wikipedia.org, 11.08.2018
Wikipedia: „Kupferberg (Wipperfürth)“de.wikipedia.org, 21.12.2017
Wikipedia: „Liste von Bergwerken im Sauerland“ (Halver); de.wikipedia.org, 03.08.2018
Wikipedia: „Schmidthausen“de.wikipedia.org, 05.03.2017
 

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